Auditive Wahrnehmung und kritische Bandbreiten: |
6. Grenzen
des Filtermodells
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Profilanalyse | |||
[Abb. 6.1] Zwei weitgehend identische Spektren aus je 8 Sinustönen. Lediglich der Pegel einer Komponente ist in (b) angehoben. Der Unterschied in der Form des Spektrums wird besonders in der gestrichlet eingezeichneten Hüllkurve deutlich. Die Existenz eines Mechanismus der Profilanalyse ist angesichts unserer Alltagserfahrung nicht überraschend: Die Unterscheidbarkeit von Klangfarben bzw. Klangqualität von Musikintrumenten oder die Unterscheidung von Vokalen unabhängig von deren Gesamtlautstärke erscheint uns selbstverständlich. Diese Fähigkeit muss auf einem Vergleich der spektralen Form beruhen. Dies bedeutet, dass ein Vergleich der relativen Ausgangspegel mehrerer auditiver Filter unabhängig vom Gesamtpegel stattfindet, so dass die Annahmen des Energiespektrum-Modells nicht zutreffen können. Experimenteller Nachweis der Profilanalyse Experimentelle Hinweise auf diese Art der Schallverarbeitung über mehrere auditive Filter hinweg wurden erst 1981 von Spiegel, Picardi und Green beschrieben. Green (1988) führte eine Reihe von Experimenten durch, in denen die Wahrnehmbarkeit von Pegelanhebungen einer einzelnen Komponente im Spektrum eines komplexen Signals untersucht wurde. Probanden waren in der Lage, sehr geringe Pegelveränderungen
einzelner Komponenten des Stimulus relativ zu den Pegeln der anderen Komponenten
wahrzunehmen. Um auszuschließen, dass die Wahrnehmung auf dem zeitlichen
Vergleich des Ausgangsignals eines einzigen Filters beruht, wurde der
Pegel des Gesamtsignals bei jeder Darbietung verändert. Green argumentierte, dass die Unterschiedswahrnehmung daher auf der Analyse der Form des Spektrums basieren müsse. |
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